Hand aufs Herz: Die „Silver Ager“ bieten ein enormes Potenzial bei der Gewinnung von Fachkräften. Dennoch wird dieses Potenzial auf den Karriereseiten der Unternehmen immer noch kaum genutzt.
Der Fokus beim Recruiting liegt fast ausschließlich auf jungen Talenten, während 50plus Fachkräfte oft übersehen werden. Dabei könnten Unternehmen ihre Employer Branding Strategien erheblich erweitern, um ihre Chancen in der Fachkräftesicherung und ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern.
Der Fachkräftemangel und seine Herausforderungen
Der anhaltende Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen weltweit. Viele Organisationen fokussieren ihre Rekrutierungsstrategien auf junge Fachkräfte, was zur Vernachlässigung der älteren Generation führt. Dabei finden über 50-Jährige oft keine passenden Jobs, obwohl sie umfangreiche Erfahrung und Fachwissen mitbringen[1].
Die ungenutzte Ressource: 50plus Fachkräfte
Ältere Arbeitnehmer bieten viele Vorteile, die in der aktuellen Diskussion um den Fachkräftemangel oft übersehen werden:
- Erfahrung und Stabilität: 50plus Fachkräfte bringen jahrelange Berufserfahrung und eine stabile Arbeitsmoral mit, da sie oft über eine hohe Fach- und Problemlösungskompetenz verfügen. Diese Faktoren sind entscheidend für die Kontinuität und Qualität der Arbeit.[2]
- Wissenstransfer: Sie können als Mentoren für jüngere Mitarbeiter fungieren und so den Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens fördern.
- Diversität und Innovation: Teams, die verschiedene Altersgruppen umfassen, sind oft kreativer und innovativer, da unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen.
In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt 2023 rund 6,17 Millionen Männer und 6,19 Millionen Frauen im Alter zwischen 50 und 59 Jahren. Mit über 12 Millionen Menschen bildet diese Altersgruppe die größte Zielgruppe der arbeitenden Bevölkerung. Zudem zeigt die Studie „Silver Workforce 2023“ der ManpowerGroup Deutschland, dass bei jedem zweiten der befragten Unternehmen bereits rund die bestehende Hälfte der Belegschaft über 50 ist, jedoch bietet nicht einmal jedes siebte Unternehmen spezielle Employer Branding Maßnahmen für diese Altersgruppe an[3].
Arbeitgeberstrategien zur Integration von 50plus Fachkräften
Unternehmen, die ihre Employer Branding Strategien erweitern, um auch 50plus Fachkräfte stärker anzusprechen, können von zahlreichen positiven Aspekten profitieren, wenn sie beispielsweise folgendes berücksichtigen:
- Anpassung der Rekrutierungsprozesse: Stellenanzeigen sollten gezielter auf verschiedene Altersgruppen ausgerichtet sein.
- Weiterbildungsprogramme: Lebenslanges Lernen und gezielte Fortbildungsprogramme helfen, die Fähigkeiten älterer Mitarbeiter im Job auf dem neuesten Stand zu halten.
- Flexible Arbeitsmodelle: Flexibilität in der Arbeitsgestaltung und eine gute Work-Life-Balance sind auch für ältere Arbeitnehmer attraktiv und fördern ihre Motivation und Produktivität.
Eine lebensphasenorientierte Personalpolitik, altersgemischte Teams, Teilzeitmodelle und flexible Übergänge in die Nacherwerbsphase sind für viele ältere Arbeitnehmer attraktiv. Denn viele der „neuen Alten“ möchten auch nach der Erwerbsphase weiterhin aktiv bleiben und ihre Kompetenzen einbringen.
Arbeitgeberattraktivität durch Erfahrungsschatz und Vielfalt
Erfahrung langweilig? Im Gegenteil! Indem Unternehmen 50plus Fachkräfte gezielt ansprechen und integrieren, steigern sie nicht nur ihre Attraktivität als Arbeitgeber, sondern holen sich auch eine geballte Ladung Kompetenz und Innovationskraft ins Haus. Diese Fachkräfte bringen eine frische Perspektive, einen reichen Erfahrungsschatz und die Fähigkeit, jüngere Kollegen zu fördern und zu inspirieren. Das Resultat? Ein bunter Mix an Talenten und Fähigkeiten, der das Unternehmen insgesamt stärker macht und kreativer arbeiten lässt.
Digitale Kompetenz und Engagement der Ü50
Ein oft unterschätzter Aspekt ist die digitale Kompetenz älterer Mitarbeiter. Laut einer Pressemitteilung der Körber-Stiftung[4] aus Mai 2024 sind die Ü50er digital kompetenter als vielfach angenommen. Diese Gruppe zeigt eine beachtliche Begeisterung für digitale Technologien und ist bereit, sich den Herausforderungen der digitalen Transformation zu stellen. Außerdem erleichtert KI in vielen Bereichen den Umgang mit neuen Technologien. Sie bietet benutzerfreundliche Schnittstellen und personalisierte Unterstützung, wodurch ältere Mitarbeiter schneller lernen und effizienter arbeiten können. Intuitive Hilfen und maßgeschneiderte Schulungsprogramme reduzieren oft die Hemmschwelle und fördern die Akzeptanz neuer Technologien.
Karrieremotivation und Loyalität
Ältere Arbeitnehmer sind oft besonders loyal und weniger wechselwillig, was die Fluktuationsrate senken kann. Die Studie des DFK[5] zeigt, dass viele in der „Silver Generation“ klare Karrierepläne haben und weiterhin aktiv zum Unternehmenserfolg beitragen möchten. Sie suchen nach Arbeitgebern, die ihre Erfahrungen wertschätzen und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Fazit
Unternehmen sollten nicht nur junge Fachkräfte, sondern auch die Altersgruppe 50+ verstärkt in ihre Rekrutierungs- und Entwicklungsstrategien einbeziehen. Durch die gezielte Integration beider Gruppen, können sie eine vielfältigere und stärkere Belegschaft aufbauen. Dies kann ein wertvoller Schlüssel zur Zukunft des Unternehmenserfolgs sein.
Innerhalb der Arbeitgeber-Manufaktur unterstützen wir Unternehmen dabei, Strategien zu entwickeln, die sowohl junge Talente als auch erfahrene 50plus Fachkräfte einbinden. Es geht darum, die vielfältigen Kompetenzen aller Altersgruppen optimal zu nutzen und so den Erfolg des Unternehmens zu sichern.
Bildquelle: pexels.com
[1] Quelle: Warum es schwer ist, mit ü50 einen Job zu finden – 50PLUS.de.
[2] Quelle: https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/ch/Documents/innovation/deloitte-ch-de-ageing-workforce-workers-needed.pdf
[3] Quelle: https://www.personalwirtschaft.de/news/personalentwicklung/aeltere-mitarbeitende-potenzial-erkannt-aber-wenig-gefoerdert-165676/
[4] Quelle: Digitaler Wandel und Alter: Generation 50plus zwischen Begeisterung und Überforderung • Körber-Stiftung (koerber-stiftung.de)
[5] Quelle: Aktuelle Arbeitsmarkt-Studie analysiert die Karrierepläne der „Silver Generation“. – DFK – Verband für Fach- und Führungskräfte e.V.